Voll inklusiv zum Gipfel

Sechstklässler des ESZM und der Außenklasse der Sonnenhofschule waren zum ersten Mal eine Woche gemeinsam im Schullandheim.

Gemeinsame Unterrichtseinheiten oder Tagesausflüge der Unterstufenklassen des Evangelischen Schulzentrums mit den Außenklassen der Sonnenhofschule gehören in Michelbach schon lange zum Schulalltag. Ganz neu, und damit für alle auch ein bisschen aufregend, war der Versuch für eine ganze Schulwoche gemeinsam mit allen sechsten Klassen, also der 6G (Gymnasium), 6R (Realschule) und 6S (Sonnenhof) auf Klassenfahrt zu gehen. Unverzichtbar war dabei auch die namhafte finanzielle Unterstützung durch den Verein der Förderer und Freunde des Ev. Schulzentrums Michelbach/Bilz. Insgesamt fuhren sechzig Kinder, sechs Lehrer, eine Schulbegleiterin und die beiden Oberstufenschülerinnen Eda Niklas und Johanna Gerber ins Allgäu. Letztere unterstützten das Team als ausgebildete Schülermentorinnen tatkräftig bei der Betreuung der Kinder, sowohl im Bergheim als auch bei den Wanderungen.

Während der Anreise wurde ein Zwischenstopp in der Breitachklamm eingelegt. Alle zeigten sich sehr beeindruckt von der Naturgewalt des reißenden Gebirgsflusses, die in der engen und tiefen Klamm unmittelbar erfahrbar war: Man sah riesige Baumstämme, die bei früheren Hochwasserereignissen in der Klamm verkeilt worden waren und nun viele Meter über dem Fluss zwischen den steilen Wänden hingen, hörte das ständige Donnern und Rauschen des Wassers und spürte die große Kühle und Feuchtigkeit der Luft. „Das ist ja geiler als Legoland“, platzte es aus einem der staunenden Schüler heraus – und damit war auch auf den Punkt formuliert, welchen Erkenntnisgewinn die Fahrt bringen sollte. Sogar eine Wasseramsel wurde entdeckt, die gar nicht scheu war, so dass sie jeder, der wollte, ausgiebig mit dem Fernglas anschauen konnte. Viel Spaß bereitete am Ende auch das Ausruhen und Spielen am steinigen Ufer der Breitach am Ausgang der Klamm.

Am folgenden Morgen stand bei herrlichem Wanderwetter die Besteigung des Wertacher Hörnle auf dem Programm. Auf dem 1695 Meter hohen Gipfel wurden die Teilnehmer für ihre Mühen beim Aufstieg nicht nur mit einer imposanten Aussicht belohnt, sondern auch mit dem besonderen Gefühl, trotz der Anstrengung, die es einige gekostet hatte, bis ganz nach oben durchgehalten zu haben. Und noch großartiger war, dass wirklich alle es geschafft hatten! Während die meisten danach den direkten Weg zurück ins Tal nahmen, umrundete eine naturkundlich besonders interessierte Gruppe auf dem Rückweg noch den Spießer. Ein deutlich längerer, aber dafür umso schönerer Weg: Quellmoore mit Latschen-Kiefern wechselten hier mit blütenreichen Almen und naturnahen Bergfichtenwäldern. Begeistert waren alle von den tiefblauen Blüten des in großer Zahl vorkommenden Schwalbenwurz-Enzians. Ein ganz außergewöhnliches Erlebnis war die Beobachtung von zwei Steinadlern, welche die Gruppe unmittelbar auf Höhe der Baumwipfel überflogen. Ein Altvogel landete dann sogar noch auf einer nahen Bergkuppe, wo er sich ausgiebig bestaunen ließ. Als kurz danach auch noch Gämsen entdeckt wurden, war das Glück der jungen Naturbeobachter vollkommen.

Eine ganz besondere Herausforderung bot sich den Sechstklässlern am Mittwoch beim Klettern an einer nahezu senkrechten Wand. Fast alle, die zu Beginn unsicher waren, überwanden ihre Angst und belohnten sich auf diese Weise mit der grandiosen Erfahrung, gut gesichert durch Klettergurt und Seile, mit Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, den Klettersteig am steilen Fels, bzw. auf einem schmalen Sims gemeistert zu haben. Daneben konnte man sich mit Hilfe einer Seilbrücke über einen tiefen Abgrund bewegen oder von einem Felsen abseilen. Am Ende ging es dann noch einzeln in rasender Fahrt mit dem „Flying Fox“, einer Seilbahnrutsche, weit mehr als hundert Meter quer über ein Tal – Gänsehautfeeling pur!

Am Donnerstag gab es zwei verschiedene Touren zur Auswahl: Eine Gruppe wanderte zur österreichischen Grenze und von dort mit wunderbarer Aussicht über die Almregionen des Iselers. Die andere lernte in Bad Oberndorf in einer Bio-Schaukäserei, wie eigentlich Käse hergestellt wird, und besuchte eine 500 Jahre alte Hammerschmiede, die heute immer noch mit Wasserkraft und den historischen, mechanisch angetriebenen Hämmern arbeitet. Der Rückweg führte dann vorbei an den Schleierfällen über einen herrlichen Bachtobel zurück ins Bergheim. Dort gab es abends die ganze Woche über viele schöne, die gute Stimmung prägende Gemeinschaftserlebnisse – angefangen von den gemeinsamen Mahlzeiten, über Spieleabende, gemeinsames Singen zur Gitarre, das kreative Bemalen von Sportbeuteln bis hin zum gemeinsamen Abschluss am Lagerfeuer. Und alles voll inklusiv – mehr kann eine Woche nicht bieten!