Bringt euch ein! Es geht um eure Zukunft! - ESZM diskutiert mit Politiker*innen

Politiker*innen auf einer persönlichen Ebene kennen lernen und mit ihnen diskutieren, das war die Idee von Rosina Waldenmaier, die eine Podiumsdiskussion mit Vertreter*innen verschiedener Parteien am Evangelischen Schulzentrum Michelbach organisierte. Die Schülerin der Kursstufe 1 lud dazu Lea Geldner (Landtagskandidatin Bündnis 90/Die Grünen), Aaron Rosovits (Jugendgemeinderat Crailsheim SPD), Luca Köngeter (Landtagskandidat FDP), Isabell Rathgeb (Landtagskandidatin CDU) und Elena Schuhmacher-Koelsch (Stadträtin Die Linke) ein.

Bereits in der Vorstellungsrunde zeigten sich die individuellen wie auch politischen Schwerpunkte der Diskutierenden. Während Isabell Rathgeb anhand eines Gesang-Buches die Bedeutung der Familie für die Gesellschaft betonte, zeigte Lea Geldner die Rolle von Bildung an einem Lego-Stein auf. Luca Köngeter möchte wie eine Murmel Veränderungen anstoßen: „Nicht motzen, sondern machen.“ Und Aaron Rosovits zeigte an seinem Kommunalwahlflyer die Bedeutung von kommunalem Engagement. Dieses vertiefte der Abiturient und Mitglied des Jugendgemeinderates dann in seiner Werbung für Jugendgemeinderäte, von denen es im Kreis Schwäbisch Hall noch viel zu wenige gebe. Gerade bei der kommunalen Interessenvertretung brauche es Vielfalt und ein bunter Mix sei wichtig.

Dem Punkt, dass jungen Menschen bei ihrem politischen Engagement Steine gelegt würden, stimmte Luca Köngeter von der FDP zu. Bei seiner Kandidatur für den Landtag sei sein Alter (20) die größte Hürde gewesen, obwohl andere Kompetenzen wichtiger seien.

Für Lea Geldner sind die sozialen Medien die größte Belastung für Politiker*innen. Manchmal müsse man für die psychische Hygiene einfach Kommentare löschen. Als Ausgleich fahre sie gerne Rennrad, um den Kopf frei zu bekommen. Wichtig sei ihr bei der politischen Arbeit vor allem ihr Gerechtigkeitssinn.

Für die Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern setzt sich Isabell Rathgeb ein. Ihre Erfahrungen als „einzige Frau in der Mannschaft“ zu Beginn ihres Berufslebens hätten ihr gezeigt, dass es wichtig sei, dass sich Frauen gegenseitig förderten. Dies motiviere sie, nun zum zweiten Mal für den Landtag zu kandidieren: „Frauen gehören mit an den Tisch“.

Zustimmung erfährt das von der Haller Stadträtin Elena Schuhmacher-Koelsch. Sie sieht die Gleichberechtigung im aktuellen gesellschaftlichen Klima bedroht und macht das an der Situation der Frauen- und Kinderschutzhäuser fest. Hier brauche es dringend mehr Unterstützung. Dazu müsse man vor allem mit Daten und Fakten arbeiten.

Zum ersten großen Diskussionspunkt, der Bildungspolitik, hatte Rosina Waldenmaier den Verein „Lebendige Lernorte e.V.“ aus Schwäbisch Hall für einen Input-Vortrag eingeladen. Kathleen Uttrodt und Simon Würtz stellten das Anliegen des Vereins, Jugendlichen, die der Schule fernbleiben oder die Schule abbrechen, einen Ort der Selbstwirksamkeit zu bieten und sie wieder in eine Tagesstruktur zu integrieren, dar.  Schulabsentismus, der verschiedene Ursachen wie zum Beispiel Depressionen, Schulangst, familiäre Probleme oder Mobbing haben kann, betreffe, nach einer Erhebung des Vereins, 79 Kinder- und Jugendliche im Raum Schwäbisch Hall. Für diese bietet der Verein nun eine Anlaufstelle in der „Villa“ am Heimbacher Hof.

Isabell Rathgeb stimmte der Forderung des Vereins zu. Man könne es sich nicht leisten, jemanden zurückzulassen. Daher brauche es die Anstrengung von ganz vielen. Sie verwies dabei auf Gelder der EU, die ähnliche Projekte förderten. Elena Schuhmacher-Koelsch sieht bei der steigenden Zahl der Schulabbrecher*innen vor allem die Landesregierung von Baden-Württemberg in der Pflicht. Das Problem anzugehen, sei vor allem eine Willensfrage, aber die Politik fühle sich nicht verantwortlich. Für Lea Geldner geht es auch um eine andere Pädagogik in der Schule. Jede*r müsse sich in der Schule gesehen fühlen, dazu müsste die Schule das Konzept Frontalunterricht ablegen. Schule sollte als eine Art „Community-Zentrum“ gestaltet werden, wo viele Menschen zusammenkommen.

Das zweite Diskussionsthema war die Klimapolitik. Hier sei es laut Isabell Rathgeb vor allem wichtig die Menschen mitzunehmen und sich mit Unternehmen auszutauschen. Das es nicht so einfach sei, betonte Lea Geldner. Bund, Länder, Europa und die Kommunen seien hier beteiligt und müssten sich abstimmen. Man müsse von fossilen Energieträgern wegkommen, dies stärke auch die Unabhängigkeit von autoritären Staaten. Als konkrete Maßnahmen nannte sie Mobilitätspässe und Radkoordinator*innen. Aaron Rosovits und Luca Köngeter waren sich einig, dass beim Ausbau erneuerbarer Energien dringend Bürokratie abgebaut werden müsse. Die FDP wolle dabei nichts verbieten und die Menschen motivieren Geld in die Hand zu nehmen. „Die Leute sollen machen.“ Geld für Klimaschutz ist auch ein großes Thema in der Partei Die Linke. Laut Elena Schuhmacher-Koelsch dürfe Klimaschutz nicht zu Lasten der „kleinen Leute“ gehen. Er müsse mit sozialer Gerechtigkeit Hand in Hand gehen. Sie fordert daher die Einführung einer Vermögenssteuer, um diese Kosten zu bezahlen. Dem widersprach Isabell Rathgeb. Selbstverantwortung sei ein Kernprinzip ihrer Politik: „Jeder muss sich selbst einbringen. Es ist nicht Aufgabe des Staates Wohltaten ohne Not zu vergeben.“

Die Diskussion um die Vermögenssteuer erhitzte auch die Gemüter in der anschließenden Fragerunde. Während einige Schüler*innen großes Verständnis für diese Idee zeigten, fragten andere ob die Vermögenshöhe von einer Million Euro nicht zu niedrig angesetzt sei und den Bau von Wohnraum oder die Gründung von Unternehmen bedrohe und was passiere, wenn Vermögende dann Deutschland verlassen würden.

„Es war toll Politiker*innen von dieser persönlichen Seite kennenzulernen. Einige Positionen haben mich sehr überrascht.“, zieht Amalia Zammillo aus der KS1 ihr Fazit. Dem stimmt Antonia Kronmüller, ebenfalls KS1, zu, mahnt aber auch an: „Ich hätte mir gewünscht, dass einige unserer Fragen ernsthafter beantwortet worden wären.“

Verwendung von Cookies

Auf dieser Website werden Daten wie z.B. Cookies gespeichert, um wichtige Funktionen der Website zu ermöglichen (Zustimmung jederzeit widerrufbar). Weitere Informationen in der Datenschutzerklärung.
Für die Funktionalität der Webseite essenzielle Cookies.
Cookies zur Erhebung von Statistiken.
powered by webEdition CMS