Matthias Nawrat am ESZM

„Alles, was ihr denkt, egal ob aufgeschrieben oder nicht, ist relevant, weil andere sich darin erkennen können.” Dies war einer der ersten Sätze, mit dem der mit dem Comburg-Stipendium ausgezeichnete Autor Matthias Nawrat die Oberstufenschüler*innen der Deutsch-Leistungskurse des Evangelischen Schulzentrums Michelbach am 21.10. begrüßte. Er ermutigte die Schüler*innen, viel zu lesen und auch selbst zu schreiben, und wie sich in einer Fragerunde herausstellte, waren bereits viele Schüler*innen kreativ aktiv. Noch bevor es zu der eigentlichen Lesung kam, fand ein reger Austausch statt, zunächst durch Fragen von Nawrat an die Schüler*innen. Zahlreich äußerten sie sich dazu, was Literatur erreichen könne und warum man überhaupt schreibe. Die Antworten auf die Frage, wohin die jungen Erwachsenen verreisen, offenbarte viel über Nawrats eigene Motivation zu schreiben: es wurden keine Ziele in Osteuropa genannt. Um diesem „strukturellen Desinteresse“ entgegenzuwirken und eventuelle Vorurteile abzuschaffen, erzähle der in Polen geborene Nawrat Lebensgeschichten von Menschen aus Osteuropa. Eine Kostprobe gab er durch eine Lesung aus „Über allem ein weiter Himmel” zum Besten, in dem er eine Reise nach Budapest tagebuchartig reflektiert. Überall in Europa würden sich Menschen mit denselben Fragen beschäftigen, so Nawrat, der die Schüler*innen ermutigte, selbst offen zu sein und auf andere Menschen zuzugehen. Gleichzeitig warnte er, dass politische Gleichschaltung, wie in seinem Buchausschnitt geschildert, meist durch Veränderungen in Bildung, Medien und Kultur geschehe. Denken sei „keine rein hedonistische Tätigkeit“; Gleiches gelte auch für das Lesen, womit Nawrat dazu einlud, auch vor anspruchsvoller Literatur keine Scheu zu haben.

Anschließend wechselten die Rollen und die Schüler*innen durften ihre Fragen an den Autor stellen: Wie verdient man eigentlich Geld? Wie sieht ein Arbeitstag aus? Woran arbeiten Sie gerade? Was macht man vier Wochen auf der Comburg? Auch Fragen aus dem Deutschunterricht kamen vor: Warum reimen sich Ihre Gedichte nicht? Sind Erzähler und Autor nicht identisch? Nawrat räumte ein, der „emotionale Load“ eines Textes müsse zwar echt sein, aber die Bilder, in denen erzählt werde, nicht. Mit dieser Antwort gaben sich die Schüler*innen zufrieden und so endete ein Gespräch, das geprägt war von dem, worum Nawrat mit seine Texten zuvor geworben hatte: eine Begegnung auf Augenhöhe, die von gegenseitigem Interesse geprägt war.
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