Das Abiturientenvorspiel bildet alljährlich den Auftakt zur fachpraktischen Abiturprüfung in Musik. Die jungen Musiker präsentieren dabei Auszüge aus ihrem Prüfungsprogramm der Öffentlichkeit, um sich gezielt auf die anstehende Prüfungssituation einzustellen und die nötige Konzentration und Gelassenheit aufzubauen. Diese Chance wollten sich die jungen Musikerinnen und Musiker der KS2 auch oder sogar gerade in diesem Jahr nicht nehmen lassen, und organisierten deshalb mit ihrer Lehrerin Annika Völk das erste Online Schlossforum. Das Konzert wurde letzte Woche aus dem Andachtsraum des Michelbacher Schlosses direkt per Livestream über den YouTube-Kanal der Schule weltweit verbreitet. Technisch gelang dies durch die Kooperation mit einer Filmcrew rund um den Altmichelbacher David Panzer, der derzeit Film studiert, und Elia von Hauff und Finn Wolf vom Technikteam der Schule. Sie füllten den Andachtsraum im Laufe des Tages mit diversem professionellem Equipment und machten es so möglich, das Konzert live zu mehr als 1000 Nutzern nach Hause zu übertragen. Unverzichtbar war natürlich auch, dass sich alle Beteiligten am Nachmittag vor dem Konzert noch einem Corona-Test unterzogen, so dass dem gemeinsamen Musizieren nichts mehr im Wege stand.

Eröffnet wurde der Abend von Luca Baumann, der auf der Trompete Little Ouverture von P. Sparke und Petit Pièce concertante von G. Balaypräsentierte, gefolgt von Emanuel Crüsemann, der mit seinem Saxophon zunächst barockes Hochgefühl mit Sicilienne und Gigue von Händel zu erzeugen wusste, um danach eine spätromantische Aria von E. Bozza zu intonieren. Amelie Maske sang das Benedictus aus der kl. Orgelmesse, Hob XXII von Joseph Haydn und von Edvard Grieg Solveigs Lied aus „Per Gynt“. Der zweite Trompeter aus den Reihen der Brass-Academy unter den Abiturienten war Fabian Stranski, der aus seinem Repertoire Teile aus der Sonate in B des Barockmusikers Loeillet de Gant und den Carnival of venice von Henry W. Davis ausgewählt hatte. Anschließend erklang Vedrai Carino, die Arie der Zerlina aus der Mozart-Oper Don Giovanni, gefolgt von The last rose of summer von Benjamin Britten, beide Stücke ausdrucksstark mit der Sopranstimme dargeboten von Joana Lapp. Sophia Feil begeisterte an der Querflöte bei ihrer Vorstellung der Sonata 2, d-Moll, Expressione von Francois Devienne und dem Russischen Zigeunerlied von Wilhelm Popp. Bis hierher waren alle Musiker von Ralf Schneider in gewohnt souveräner Manier am Flügel begleitet worden. Nun überließ er seinen Platz Aurelia Körner, die mit Joseph Haydns Sonate e-Moll Hob XVI:34, Chopins Nocturne Op 72, Nr. 1 und schließlich dem Prélude Op 11, Nr. 6 von Alexander Skrjabin für einen fulminanten Abschluss sorgte. Das Finale gestaltete dann der ganze Kurs gemeinsam ‒ erst besinnlich, mit dem Engelsterzett aus dem Oratorium Elias, dann witzig mit einem Abi-Rap, der aus vielfältigen musikalischen Zitaten, gepaart mit rhythmischem Stampfen, Brusttrommeln und Klatschen bestand. Dass über die Hälfte der Teilnehmer die fachpraktische Prüfung nach diesem sehr gelungenen Konzert mit einer Note im Einser Bereich absolvierte, konnte dann eigentlich niemanden mehr überraschen.
