Abiturienten überzeugen beim Schlossforum in Michelbach mit ihrem musikalischen Vorspiel
Der Andachtsraum des Michelbacher Schlosses platzte am Dienstagabend aus allen Nähten. Die fünf diesjährigen Abiturienten des Leistungskurses Musik überzeugten die gut 150 Besucher und Besucherinnen mit ihrem großen Repertoire, das von Bachs Barock bis hin zum zeitgenössischen Pop der Sängerin Adele reichte.
Mit einem launigen Streifzug durch Jazz, Swing und südamerikanischem Bossa Nova eröffneten die Nachwuchsmusiker das Konzert. Unter der Leitung von Musiklehrer Friedrich Veil zeigte sich schnell, dass der Kurs nicht nur Musik, sondern durchaus auch Entertainment beherrscht.
Ammar Hassnou eröffnete die folgenden Soli der Schülerinnen und Schüler am Klavier mit einem zeitgenössischen Stück, Ludovico Einaudis “Le Onde”. “Die Welle” des italienischen Komponisten spülte in Ammars stimmungsvoller Darbietung das Publikum endgültig aus den Alltagssorgen in den Feierabend. Auch die eigene Komposition “Dark Blue” des Nachwuchsmusikers lud zum Träumen ein.
Chopins Nocturne in cis-Moll ist wohl eines der bekanntesten Klavierstücke der Romantik. Die Fähigkeit des Komponisten der Sehnsucht und Melancholie einen Klangkörper zu geben, macht dieses Stück zu einer der meist gespielten Kompositionen. Wer hier vor dem Publikum bestehen will, sollte nicht nur die richtige Klaviertaste treffen, sondern vor allem seinen Anschlag kontrollieren können. Paulina Rosts Anschlagkunst erzeugte ebene jene süße und schwere Klangfarbe, die Chopin so erfolgreich machte. Begleitet von Ralph Schneider am Flügel schloss sie ihre darauffolgende Gesangsdarbietung mit “On my own” aus dem Musical “Les Miserables” ab und zeigte auch hier erneut, dass ihr besonders traurige und melancholische Stücke liegen.
Die Wetterlage vor den Fenstern des Schlosses begann sich nun zu ändern. Draußen zuckten die ersten Blitze vom Himmel. Ein Unwetter zog auf. Salome Amends Vortrag begann mit einem Klaviermenuett, gefolgt von einem Cello-Stück des Klassik-Komponisten und Musikprofessors William Squire, dessen Wirkungszeit insbesondere in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts fällt. “Tarantella”, der italienische Volkstanz, der seinen Namen vom Biss der Spinne ableitet, begeistert durch sein Temperament. In Salomes Spiel schien sich dabei die ganze Anspannung des Abends zu entladen. Mit geschlossenen Augen spielte sich die Schülerin mit Tempo und Verve frei und meisterte auch die schwierigen Passagen des herausfordernden schnellen Lagenwechsels. Draußen grollte der Donner und im Konzertraum entfesselte Salome die ganze Dramatik ihres Streichinstruments.
Und Giulia Marino legte nach. Ihre Interpretation des Barbara-Songs aus Kurt Weills Dreigroschenoper ließ keinen Zweifel daran, dass die Schülerin auch durchaus laszive Tonlagen sicher beherrscht. Dass Giulia singen kann, weiß das Michelbacher Publikum spätestens seit ihrer gelungenen Darbietung als Mary Poppins im Musical letzten Sommer. Es ist nicht nur der Klangumfang von Giulias Stimme, der ihr Publik begeistert, sondern insbesondere der für einen Sopran überraschend schwere und volle Klang.
Musiklehrer Friedrich Veil leitete Merle Schraags Violinauftritt mit den Worten ein, Bachs Musik hätten seine Zeitgenossen als vollkommen bezeichnet. Auch Merles Spiel ist bereits sehr virtuos, begeisternd mit welcher Geschwindigkeit und leichtem Fingerspiel sie Lagen und Saiten wechselt. Ihre Darbietung des ersten Satzes aus dem Violinkonzert in g-Moll von Max Bruch bildete den dramatischen Höhepunkt des Abends. Begleitet am Klavier von Kyoko Panter gelang Merle ein musikalisches Gewitter der Gefühle. Als der letzte Ton verklang, nickte die Pianistin ihrem Schützling anerkennend zu, dicht gefolgt vom tosenden Beifall des begeisterten Publikums.
Am Ende gab es stehende Ovationen. Und während der Regen draußen vor den Fenstern allmählich nachließ, klang der Abend für alle in angenehmer Atmosphäre im Foyer bei einem Glas Sekt harmonisch aus – die fachpraktischen Abitur-Prüfungen am ESZM können kommen!
(Elisabeth Matthes)




