Grandioser Cembaloabend zum Auftakt des Michelbacher Schlossforums
Wer von jeher Interesse am Timbre der Barockzeit verspürt und den hellen, aber stets festlichen Klang eines Cembalos in konzertanter Aufführung erleben wollte, tat gut daran, der aktuellsten Auflage des Michelbacher Schlossforums beizuwohnen. Während dieser mittlerweile etablierten Veranstaltungsreihe des Evangelischen Schulzentrums kam es nämlich zu der doppelten Rückkehr nicht nur eines „Altmichelbachers“ persönlich, sondern gleichwohl eines Instruments, das fast schon vergessen schien. Dem ehemaligen Michelbacher Joachim Bamberg, der dem ESZM sein altgedientes Instrument nun schenkte, ist es zunächst zu verdanken, dass es für die große Zahl an Besuchern im Andachtsraumes des Schlosses ermöglicht werden konnte, in die Klangwelt dieser wundersamen Apparatur einzutauchen. Mit dem Wolfsburger Kirchenkreiskantor Markus Manderscheid – so der justament benannte „Altmichelbacher“– konnte für diesen Abend ein profunder Kenner der Musik, die für das Cembalospiel erdacht wurde, gewonnen werden. Doch überdies überzeugte der studierte Kirchenmusiker nicht nur mit seinem Fachwissen über das Cembalo und seiner Geschwisterinstrumente, sonder gleichsam mit seiner Spielkunst, die mittels Stücken von Michelangelo Rossi und nicht zuletzt Johann Sebastian Bach den Raum erfüllte. Mit der Neuentdeckung dieser Barockmusik kehrte im 20. Jahrhundert auch das Cembalo zurück und fand in den 60er Jahren sogar Interesse bei Komponisten, denen man gemeinhin keine Verbindung zu diesem Instrument unterstellen würde. So gesehen mag es nicht zu verwunderlich klingen, dass auch ein avantgardistisches Stück des Ungarn György Sándor Ligeti aufgeführt wurde, der als einer der bedeutenden Komponisten des 20. Jahrhunderts und als Repräsentant der Neuen Musik gilt.
Doch trat Manderscheid während des Abends nicht nur solo in Erscheinung, zu den Höhepunkten gerieten die Duette mit zwei Michelbacher Schülerinnen, die durch virtuose und dennoch unaufgeregte, aber in der Gesamtschau höchst artifizielle Musik, ein wundervolles Zusammenspiel mit dem Kirchenkreiskantor darboten. Anna Lang trat diesbezüglich als Partnerin in Erscheinung und die mit der Altblockflöte dargebrachte erste Sonate von Heinrich Ignatz Biber erfüllte den Raum mit einer akustischen Vielfältigkeit, die unweigerlich die Zuhörer in ihren Bann zog. Nicht minder wusste Lara Stegen zu überzeugen. Die Nachwuchsgeigerin verstand es als Duettpartnerin die meisterliche spätbarocke Sonate Jean-Marie Leclairs mit Leben zu erfüllen, dergestalt, dass man um den Musiknachwuchs am Schulzentrum nicht fürchten muss. Den feierlichen Abschluss bildete das Flötenensemble unter der fachkundigen Leitung von Susanne Boyny. Diese Musikgruppe, bestehend aus Michelbacher Schülern und Musikern aus der Kirchengemeinde Michelbach, bewies eindrucksvoll, dass es gelingen kann, Werke wie die eines Lodovico Grossi da Viadana mit diesem traditionsreichen und zu Unrecht etwas belächelten Blasinstrument erhaben erklingen zu lassen. Verstärkt durch Vincent Eissing-Boyny – neben Manderscheid beim Abschluss des Abends am zweiten Cembalo aktiv – sorgte das Großaufgebot der Musiker für einen grandioses Finale eines musikalischen Abends, der nicht zuletzt durch die nicht alltägliche Instrumentierung im Gedächtnis haften bleiben wird.