Palast in Leichtbauweise

Schüler präparieren ein Wespennest

Auch Vertretungsstunden können sehr sinnvoll genutzt werden. Das zeigt die Arbeit der Klasse 8G des ESZM, die gemeinsam mit Biologielehrer Volker Mauss ein faszinierend großes Nest der Gemeinen Wespe untersuchte, das im vergangenen Sommer einem Wespenvolk auf einem Gnadentaler Dachboden als Heimstatt gedient hatte. Nach einem kurzen Einführungsfilm über das Leben von Hornissen, den größten heimischen Faltenwespen, war allen klar, dass beim Öffnen des Nestes nicht die Gefahr bestand, von lebenden Wespen behelligt zu werden. Die Kolonien der sozialen Faltenwespen sind nämlich nur einjährig und somit war ihre mehrere Schultische große Behausung bereits von den stachelbewehrten Bewohnern verlassen. Leer war sie aber dann doch nicht: zahlreiche Marienkäfer hatten sich darin zur Überwinterung zurückgezogen und wurden zunächst überrascht, dann aber doch freudig begrüßt. Etwas weniger sympathisch waren den Schülerinnen und Schülern die Speckkäfer-Larven, die sich von den organischen Abfällen im Nest ernähren und später, unter dem Stereomikroskop, plötzlich langbehaart durchs Bild krochen…

Die erste Überraschung gab es aber schon vorher, bei der äußeren Inspektion: Das Nest war ganz leicht im Verhältnis zu seiner Größe. Die Erklärung dafür ließ nicht lange auf sich warten: Beim Zerlegen mit den bereitgehaltenen Küchenmessern zeigte sich, dass die bis zu 30 cm dicke Nesthülle aus zahlreichen muschelförmigen Luftkammern besteht, die durch dünne Papierwände voneinander abgegrenzt sind – Leichtbauweise in Reinform bei besten Isolationseigenschaften. Dank dieser besonderen Konstruktion schaffen es die Wespen, in ihren Nestern eine konstante Temperatur von etwa 30°C zu halten. Die dafür benötigte Wärme erzeugen sie aktiv in ihren Flugmuskeln. Tief im Inneren des Nestes stießen die jungen Forscher dann auf einen Stapel von übereinander liegenden Waben. Die Zellen in den unteren Waben waren dabei viel größer als die in den weiter oben gelegenen. In diesen großen Zellen haben sich von Ende August bis Mitte September die jungen Königinnen aber auch einige Männchen entwickelt. Fast alle weißen Kokondeckel dieser Zellen waren aufgebissen, als sicheres Zeichen dafür, dass die Brut das Nest erfolgreich verlassen hat.

Parallel dazu konnten die Achtklässler an den bereitstehenden Stereomikroskopen das Wespenpapier untersuchen: Jede einzelne Papierlage, die von einer Arbeiterin mit ihren Kiefern hinzugefügt worden ist, unterscheidet sich mehr oder weniger in Farbe und Faserbeschaffenheit. Das Baumaterial sammeln die Wespen an trockenen Holzresten, von denen sie mit den Kiefern Fasern abschaben und dann mit Speichel zu einer Art Pappmaché vermischen. Kurios war ein grün glänzender Streifen, den Leonie und Johannes-Aurel entdeckten. Vermutlich haben hier Arbeiterinnen alte Lackreste auf dem gesammelten Holz zu einer ganz besonderen Designertapete zerkaut. Am Stundenende waren alle begeistert von dem detaillierten Einblick in die Welt des Wespenvolks und seiner Nachmieter.