Eine Biostunde im doppelten Sinne erlebte die Klasse 5G des Evangelischen Schulzentrums Michelbach bei einer Exkursion zum Thema „Rinderhaltung“ in den Stall des Bioland-Hofes Maas in Michelbach. Gemeinsam mit ihrer Klassenlehrerin Susanne Erhardt und Biologielehrer Volker Mauss ließen sich die Fünftklässler direkt vor Ort von Landwirt Matthias Maas genau erklären, wie die Tiere leben und gehalten werden. So können sich die etwa 50 Kühe im großen Stall frei bewegen, jede hat eine eigenen Schlafplatz. Nur beim Füttern werden die Tiere kurzzeitig fixiert, „um die schwächeren Tiere zu schützen und einen ungestörten Zugang zum Futter zu ermöglichen“, wie Bauer Maas erklärt. Die dominanten Kühe würden nämlich sonst die anderen erst ans Futter lassen, wenn sie ganz satt sind. So stehen alle ganz brav nebeneinander in der Stallgasse und fressen das reichlich angebotene Heu. Pro Tag braucht jede Kuh davon etwa 20 kg, für die ganze Herde wird also täglich mehr als 1t Heu benötigt. Dieses hochwertige Futter ist notwendig, da der alteingesessene Michelbacher Betrieb vor allem Bio-Milch produziert, die in der Käserei in Geifertshofen zu Heumilchkäse verarbeitet wird. Außer im Winter können die Kühe direkt vom Stall jederzeit auf die Weide gehen. Allerdings würde die, obwohl fast 20 ha groß, nicht reichen, um alle Tiere satt zu machen. Deshalb wird in dieser Zeit pro Tag noch etwa 10t frisches Grünfutter von den umliegenden Wiesen in den Stall gebracht. Der Heuwirtschaft des Biolandbetriebs verdankt Michelbach viele nach wie vor reich blühende Mähwiesen in der Umgebung des Ortes, die woanders längst dem Einheitsgrün der Grünsilageflächen weichen mussten. Dass diese Pflanzennahrung schwer verdaulich ist, wussten die Schüler schon, aber hier vor Ort konnten sie selber erleben, wie die Kühe mit ihrer großen Zunge – “die ist ja ganz rau und klebrig!” – zunächst eine große Menge an Heu fressen und in den Pansen herunterschlucken, um die vorverdaute Nahrung später portionsweise zurück ins Maul zu befördern und sie beim Liegen in einer ruhigen Box in aller Ruhe wiederzukäuen. Unter großem Hallo konnte im Stall natürlich ebenfalls beobachtet werden, wie die unverdaulichen Reste der Pflanzennahrung die Kuh wieder verlassen. Ganz nebenbei lernten die Schüler dabei, dass für einen biologisch wirtschaftenden Betrieb Kuhdung und Gülle extrem wichtig sind, weil sie der einzige Dünger für Grünland und Äcker sind. Ferner ließ sich im Stall sofort erkennen, dass Rind nicht gleich Rind ist – neben Fleckvieh hält Familie Maas nämlich auch Braunvieh, nicht zuletzt, weil die verschiedenen Rassen sich hinsichtlich ihrer Milch- und Fleischleistung unterscheiden. Außerdem gibt es zwei Bullen in der Herde, so dass die Kinder die massiven Unterschiede in Körperbau und Kopfform im Vergleich zu den Kühen ehrfürchtig bestaunen konnten. Die unangefochtenen Stars waren aber natürlich die Kälbchen, die im Außenbereich des Betriebs in den Kälberboxen aufwachsen. Während die männlichen Tiere danach überwiegend zur Rindermast verkauft werden, kommen die weiblichen Rinder auf den Hängen rund um Michelbach auf die Weide, bis sie groß genug sind, um eine Milchkuh zu werden. Wie wichtig es für die Milchproduktion ist, dass die Kühe regelmäßig kalben, wussten die Schülerinnen und Schüler schon aus dem Unterricht, aber wie toll es sich anfühlt, wenn sich ein Kälbchen in seiner Kälberbox ausgiebig streicheln lässt und dabei unermüdlich an den Fingern saugt, lässt sich in Worten nur schwer beschreiben – das muss man erlebt haben!
Volker Mauss