Die Erntezeit ist für die Schülerinnen und Schüler des Profilfachs NaTuR (Natur, Technik und Religion), die den Schulgarten am Evangelischen Schulzentrum in Michelbach bewirtschaften, selbst im Winter immer etwas Besonderes – schließlich kann man dabei Erfolg oder auch Misserfolg der eigenen Arbeit unmittelbar erleben. Als letztes konnten durchaus ansehnliche (und schmackhafte) Radieschen aus der Erde der zu Beginn des Schuljahres angelegten Hochbeete gezogen werden. Die selbstgebauten Beete sind in ihrer Höhe variierbar und bieten Raum für eine Vielzahl von Pflanzen und Gemüse. Im NaTuR-Kurs zum Gartenbau lernen die Schüler in Theorie- und Versuchsstunden zunächst wichtige ökologische Zusammenhänge, bevor es im Anschluss mit dem oft schweißtreibenden, praktischen Teil im Schulgarten losgeht. Dazu gehört unter anderem theoretisches Wissen zur Bodenkunde, das in Experimenten zur Wasserdurchlässigkeit oder Saugkraft von Böden veranschaulicht wird. Technisches Verständnis und handwerkliches Geschick sind ebenso hilfreich, zum Beispiel beim Bauen einer stabilen Rankhilfe für Bohnen. Doch auch ganz grundsätzliche Fragen wie „Was brauchen Pflanzen eigentlich zum Wachsen?“ werden im Laufe der Unterrichtseinheit geklärt. Einigen der Junggärtner war zum Beispiel noch nicht bewusst, dass auch der verfügbare Platz zum Wachsen eine wichtige Rolle spielt. So wurden bei zu eng gesäten Radieschen nur dünne Stangenwurzeln anstelle ordentlicher Knollen geerntet. „So ein Ergebnis sorgte bei den NaTuR‘lern auch mal für Frust – hat man doch so lange auf die Ernte gewartet“, so Kerstin Kreß, die den Schulgarten als Lehrerin maßgeblich betreut. Gleichwohl entstand aus solchen Niederlangen durchaus ein Lerneffekt: Die Teilnehmer schreiben nämlich Tipps und wichtige Beobachtungen regelmäßig für die nächsten Gruppen auf und es bildet sich nach und nach ein größer werdender Wissensschatz. Die Präferenzen scheinen dabei klar verteilt: „Die Theorie hätten wir jetzt nicht so unbedingt gebraucht, aber das Herrichten der Hochbeete und das Bepflanzen hat schon richtig Spaß gemacht“, sind sich Awe und Bent einig. „Man sieht am Ende einfach was man geschafft hat!“ Neben Theorie und Praxis ist der Nachhaltigkeitsgedanke ein zentraler Aspekt der Arbeit am Schulgarten. Die Schüler erleben hautnah, wofür ihr Wissen gebraucht wird und bleiben begeistert bei der Sache. Der Garten zeigt, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein theoretisches Modell ist, sondern auch im eigenen Handeln verwirklicht werden kann. Die Freude über eine erfolgreiche Ernte zum Abschluss des Projekts fördert die unmittelbare Beziehung zur Natur – und das, was wir zu schätzen gelernt haben, schützen wir. Eine weiterführende Perspektive hat das Projekt aber auch in ganz praktischer Hinsicht: Zukünftig sollte das Gemüse nach (und während…) der Ernte nicht nur roh als Mundkost dienen, sondern die Schüler würden es gerne in der Schule auch noch nach vielfältigen Rezepten ganz frisch zu leckeren Gerichten verarbeitet und verkosten.
